RTW-Besatzung und Qualifikationsanforderungen
Die Besatzung eines Rettungstransportwagens (RTW) besteht aus hochqualifizierten Fachkräften, die über umfangreiche medizinische Kenntnisse und praktische Fertigkeiten verfügen. Die Qualifikationsanforderungen sind in den Rettungsdienstgesetzen der Länder und im Notfallsanitätergesetz (NotSanG) geregelt.
Ein RTW muss mit mindestens zwei Personen besetzt sein: einem Notfallsanitäter als Transportführer und einem Rettungssanitäter als Fahrer. Diese Mindestbesetzung gewährleistet, dass sowohl die medizinische Versorgung als auch der sichere Transport des Patienten optimal durchgeführt werden können.
45.000
Notfallsanitäter in Deutschland
3
Jahre Ausbildungsdauer Notfallsanitäter
520
Stunden Rettungssanitäter-Ausbildung
30
Stunden Fortbildung pro Jahr
Der Notfallsanitäter - Höchste nichtärztliche Qualifikation
Der Notfallsanitäter ist seit 2014 die höchste nichtärztliche Qualifikation im deutschen Rettungsdienst. Diese Berufsbezeichnung löste den Rettungsassistenten ab und brachte eine deutliche Aufwertung der Ausbildung und der Kompetenzen mit sich.

Notfallsanitäter-Ausbildung
Ausbildungsdauer: 3 Jahre (4.600 Stunden)
Theoretischer Unterricht: 1.920 Stunden
Praktische Ausbildung: 1.960 Stunden
Klinische Ausbildung: 720 Stunden
Abschluss: Staatliche Prüfung
Berechtigung: Eigenverantwortliche Notfallversorgung
Ausbildungsinhalte
Die Ausbildung zum Notfallsanitäter umfasst ein breites Spektrum medizinischer und rettungsdienstlicher Themen. Schwerpunkte liegen auf der Notfallmedizin, der Pharmakologie, der Anatomie und Physiologie sowie den rechtlichen Grundlagen des Rettungsdienstes.
Ausbildungsbereich | Stunden | Inhalte |
---|---|---|
Rettungsdienstschule | 1.920 | Theorie, Simulation, praktische Übungen |
Lehrrettungswache | 1.960 | Praktische Einsätze unter Anleitung |
Krankenhaus | 720 | Intensivstation, Anästhesie, Notaufnahme |
Kompetenzen und Befugnisse
Notfallsanitäter sind berechtigt, eigenverantwortlich erweiterte Maßnahmen der Notfallversorgung durchzuführen. Dazu gehören invasive Maßnahmen wie die Anlage von Venenzugängen, die Gabe von Medikamenten und in lebensbedrohlichen Situationen auch die endotracheale Intubation.
Die Kompetenzen sind in drei Kategorien unterteilt: Maßnahmen, die eigenverantwortlich durchgeführt werden können, Maßnahmen, die nach standardisierten Vorgaben erfolgen, und Maßnahmen, die nur auf Anordnung eines Arztes durchgeführt werden dürfen.
Eigenverantwortliche Maßnahmen
• Erweiterte Reanimation
• Atemwegsmanagement
• Immobilisation
• Wundversorgung
• Patientenüberwachung
Standardisierte Maßnahmen
• Medikamentengabe nach Algorithmus
• Venöser Zugang
• Blutzuckermessung
• 12-Kanal-EKG
• Schmerztherapie
Ärztliche Anordnung
• Spezielle Medikamente
• Invasive Eingriffe
• Narkoseeinleitung
• Thoraxdrainage
• Koniotomie
Der Rettungssanitäter - Qualifizierte Unterstützung
Der Rettungssanitäter ist eine wichtige Qualifikation im deutschen Rettungsdienst und bildet oft den Einstieg in die Rettungsdienstlaufbahn. Die Ausbildung ist deutlich kürzer als die zum Notfallsanitäter, vermittelt aber solide Grundlagen für die Arbeit im Rettungsdienst.
Ausbildung zum Rettungssanitäter
Die Rettungssanitäter-Ausbildung umfasst insgesamt 520 Stunden und gliedert sich in vier Abschnitte. Sie kann in Vollzeit innerhalb von etwa vier Monaten oder berufsbegleitend absolviert werden.
Ausbildungsabschnitt | Dauer | Inhalte |
---|---|---|
Grundlehrgang | 160 Stunden | Anatomie, Physiologie, Notfallmedizin |
Klinikpraktikum | 160 Stunden | Intensivstation, Anästhesie, Notaufnahme |
Rettungswachenpraktikum | 160 Stunden | Praktische Einsätze |
Abschlusslehrgang | 40 Stunden | Prüfungsvorbereitung, Prüfung |
Aufgaben und Kompetenzen
Rettungssanitäter unterstützen den Notfallsanitäter bei der Patientenversorgung und übernehmen eigenständig die Fahrzeugführung. Sie sind qualifiziert für die Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen, die Assistenz bei erweiterten Maßnahmen und die Betreuung von Patienten während des Transports.
Im RTW fungiert der Rettungssanitäter typischerweise als Fahrer, kann aber bei Bedarf auch die Patientenversorgung übernehmen, wenn kein Notfallsanitäter verfügbar ist. In diesem Fall sind die Kompetenzen jedoch auf Erste-Hilfe-Maßnahmen beschränkt.
Rettungsassistent - Übergangsqualifikation
Der Rettungsassistent war von 1989 bis 2014 die höchste nichtärztliche Qualifikation im deutschen Rettungsdienst. Mit Einführung des Notfallsanitätergesetzes wurde diese Ausbildung durch die des Notfallsanitäters ersetzt.
Übergangsregelungen
Bestehende Rettungsassistenten können ihre Qualifikation durch eine Ergänzungsausbildung zum Notfallsanitäter aufwerten. Die Dauer dieser Ergänzungsausbildung hängt von der Berufserfahrung ab und kann zwischen 480 und 960 Stunden betragen.
Rettungsassistenten mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung können direkt zur staatlichen Ergänzungsprüfung zugelassen werden. Bei weniger Berufserfahrung ist eine entsprechende Ergänzungsausbildung erforderlich.
Ergänzungsausbildung bei > 5 Jahren BE
Dauer: Direkte Prüfungszulassung
Voraussetzung: 5 Jahre Vollzeit-Tätigkeit
Prüfung: Staatliche Ergänzungsprüfung
Umfang: Mündlich, schriftlich, praktisch
Ergänzungsausbildung bei < 5 Jahren BE
Dauer: 480-960 Stunden
Abhängig von: Berufserfahrung
Inhalte: Erweiterte Notfallmedizin
Abschluss: Staatliche Ergänzungsprüfung
Fortbildung und Qualitätssicherung
Alle Rettungsdienstmitarbeiter sind verpflichtet, regelmäßig an Fortbildungen teilzunehmen. Diese dienen der Aktualisierung des Wissens, der Einführung neuer Verfahren und der Qualitätssicherung im Rettungsdienst.
Fortbildungspflicht
Notfallsanitäter müssen jährlich mindestens 30 Stunden Fortbildung absolvieren. Rettungssanitäter benötigen mindestens 30 Stunden Fortbildung alle drei Jahre. Die Fortbildungen müssen von anerkannten Bildungseinrichtungen durchgeführt werden.
Qualifikation | Fortbildungspflicht | Nachweis |
---|---|---|
Notfallsanitäter | 30 Stunden/Jahr | Fortbildungsnachweis |
Rettungsassistent | 30 Stunden/Jahr | Fortbildungsnachweis |
Rettungssanitäter | 30 Stunden/3 Jahre | Fortbildungsnachweis |
Fortbildungsinhalte
Die Fortbildungen umfassen sowohl medizinische als auch technische und rechtliche Themen. Schwerpunkte sind neue Behandlungsleitlinien, Geräteschulungen, Kommunikationstraining und die Aufarbeitung von besonderen Einsatzsituationen.
Viele Rettungsdienste führen auch interne Qualitätszirkel durch, in denen Einsätze nachbesprochen und Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert werden. Diese Form der kontinuierlichen Qualitätsverbesserung trägt wesentlich zur hohen Qualität des deutschen Rettungsdienstes bei.
Arbeitszeiten und Dienstmodelle
Der Rettungsdienst ist ein 24-Stunden-Betrieb, der verschiedene Dienstmodelle erfordert. Die Arbeitszeiten sind durch das Arbeitszeitgesetz und spezielle Regelungen für den Rettungsdienst geregelt.
Schichtmodelle
Im Rettungsdienst sind verschiedene Schichtmodelle üblich. Das klassische 12-Stunden-Schichtsystem mit Tag- und Nachtdiensten ist weit verbreitet, aber auch 24-Stunden-Dienste oder geteilte Dienste kommen vor.
12-Stunden-Schicht
Arbeitszeit: 12 Stunden
Pausen: Integriert
Vorteile: Planbare Freizeit
Nachteile: Lange Arbeitszeiten
24-Stunden-Dienst
Arbeitszeit: 24 Stunden
Ruhezeiten: Bei geringer Einsatzfrequenz
Vorteile: Längere Freizeitblöcke
Nachteile: Hohe Belastung
Geteilter Dienst
Arbeitszeit: 2 x 6 Stunden
Pause: Mehrere Stunden
Vorteile: Erholung zwischen Diensten
Nachteile: Komplexe Planung
Belastungen und Gesundheitsschutz
Die Arbeit im Rettungsdienst ist physisch und psychisch belastend. Unregelmäßige Arbeitszeiten, Schichtarbeit, körperliche Anstrengung und emotionale Belastungen durch schwere Notfälle erfordern besondere Maßnahmen zum Gesundheitsschutz.
Viele Rettungsdienste bieten daher Präventionsprogramme, psychosoziale Betreuung und ergonomische Arbeitsplätze an. Auch die Fahrzeugausstattung wird zunehmend unter ergonomischen Gesichtspunkten optimiert.
Karrierewege im Rettungsdienst
Der Rettungsdienst bietet verschiedene Karrierewege und Spezialisierungsmöglichkeiten. Neben der klassischen Laufbahn vom Rettungssanitäter zum Notfallsanitäter gibt es auch Möglichkeiten in der Ausbildung, Führung oder Spezialbereichen.
Führungslaufbahn
Erfahrene Rettungsdienstmitarbeiter können sich für Führungsaufgaben qualifizieren. Dazu gehören Positionen als Wachenleiter, Rettungsdienstleiter oder in der Leitstelle. Oft sind zusätzliche Qualifikationen in Betriebswirtschaft oder Management erforderlich.
Spezialisierungen
Verschiedene Spezialisierungen ermöglichen es, sich auf bestimmte Bereiche zu fokusieren. Dazu gehören Intensivtransport, Luftrettung, Katastrophenschutz oder die Ausbildung von Nachwuchskräften.
Spezialisierung | Zusatzqualifikation | Einsatzbereich |
---|---|---|
Intensivtransport | Fachweiterbildung Intensiv | ITW, Verlegungen |
Luftrettung | Luftrettungsausbildung | Rettungshubschrauber |
Lehrrettungsassistent | Pädagogische Qualifikation | Ausbildung, Praxisanleitung |
Organisatorischer Leiter | Führungsausbildung | Großschadensereignisse |
Zukunft der Rettungsdienstberufe
Die Rettungsdienstberufe entwickeln sich kontinuierlich weiter. Neue medizinische Erkenntnisse, technologische Entwicklungen und veränderte gesellschaftliche Anforderungen führen zu Anpassungen in Ausbildung und Berufsbild.
Akademisierung
Ein wichtiger Trend ist die zunehmende Akademisierung des Rettungsdienstes. Verschiedene Hochschulen bieten mittlerweile Bachelor- und Master-Studiengänge im Bereich Rettungswesen an. Diese Studiengänge bereiten auf Führungsaufgaben vor oder vertiefen spezielle Fachbereiche.
Erweiterte Kompetenzen
Die Kompetenzen der Notfallsanitäter werden kontinuierlich erweitert. Diskutiert werden unter anderem die eigenständige Medikamentengabe in weiteren Bereichen, die Durchführung von Point-of-Care-Diagnostik und die Übernahme von Aufgaben, die bisher Ärzten vorbehalten waren.
Diese Entwicklung trägt dem Ärztemangel in ländlichen Gebieten Rechnung und ermöglicht es, die Qualität der präklinischen Versorgung auch bei begrenzten ärztlichen Ressourcen aufrechtzuerhalten.