Medizinische Ausstattung

Hochmoderne Medizintechnik für die präklinische Notfallversorgung

Medizinische Ausstattung nach DIN EN 1789

Die medizinische Ausstattung eines Rettungstransportwagens (RTW) nach DIN EN 1789 Typ C umfasst eine umfangreiche Palette modernster Medizintechnik. Diese Ausrüstung ermöglicht es dem Rettungsdienstpersonal, bereits am Einsatzort mit lebensrettenden Maßnahmen zu beginnen und diese während des Transports fortzusetzen.

Die Ausstattung ist so konzipiert, dass sie die Behandlung aller häufigen Notfallsituationen ermöglicht - von der Reanimation über die Beatmung bis hin zur Schmerztherapie und Sedierung. Jedes Gerät muss dabei besonderen Anforderungen an Zuverlässigkeit, Robustheit und Benutzerfreundlichkeit genügen.

Medizinische Geräte im RTW

Kategorien der medizinischen Ausstattung

Lebenserhaltende Systeme: Beatmung, Defibrillation, Monitoring

Diagnostik: EKG, Pulsoximetrie, Blutdruckmessung

Therapie: Medikamente, Infusionen, Schmerztherapie

Immobilisation: Tragen, Schienen, Halskrausen

Hygiene: Desinfektion, Schutzausrüstung

Lebenserhaltende Systeme

Defibrillator und EKG-Monitoring

Der Defibrillator ist eines der wichtigsten Geräte im RTW und muss sowohl manuelle als auch automatische Defibrillation ermöglichen. Moderne Geräte sind als Kombinationsgeräte ausgelegt und vereinen Defibrillator, EKG-Monitor und oft auch Schrittmacherfunktion in einem System.

Die DIN EN 1789 fordert für Typ C-Fahrzeuge einen biphasischen Defibrillator mit einer Mindestenergie von 200 Joule. Das Gerät muss über eine kontinuierliche EKG-Überwachung verfügen und die Möglichkeit bieten, 12-Kanal-EKGs zu schreiben und zu übertragen.

Funktion Spezifikation Verwendung
Defibrillation Biphasisch, 2-200 J Kammerflimmern, ventrikuläre Tachykardie
Kardioversion Synchronisiert, 2-200 J Vorhofflimmern, SVT
Schrittmacher Extern, 2-200 mA Bradykardie, AV-Block
EKG-Monitoring 3-12 Ableitungen Kontinuierliche Überwachung

Beatmungsgeräte

Transportbeatmungsgeräte im RTW müssen sowohl volumen- als auch druckkontrollierte Beatmung ermöglichen. Sie sind für den mobilen Einsatz konzipiert und müssen auch bei Vibrationen und wechselnden Umgebungsbedingungen zuverlässig funktionieren.

Moderne Beatmungsgeräte verfügen über verschiedene Beatmungsmodi, integrierte Überwachungsfunktionen und Alarmsysteme. Sie müssen mit einer unterbrechungsfreien Stromversorgung ausgestattet sein und über eine Akkulaufzeit von mindestens 4 Stunden verfügen.

Beatmungsmodi

IPPV: Intermittent Positive Pressure Ventilation

SIMV: Synchronized Intermittent Mandatory Ventilation

CPAP: Continuous Positive Airway Pressure

BiPAP: Bilevel Positive Airway Pressure

PSV: Pressure Support Ventilation

Überwachungsparameter

Atemzugvolumen: Tidal Volume (VT)

Atemfrequenz: Respiratory Rate (RR)

Atemwegsdruck: Peak und Plateau Pressure

PEEP: Positive End-Expiratory Pressure

FiO2: Inspiratorische Sauerstoffkonzentration

Monitoring-Systeme

Moderne RTW sind mit umfassenden Monitoring-Systemen ausgestattet, die eine kontinuierliche Überwachung der Vitalparameter ermöglichen. Diese Systeme integrieren verschiedene Messverfahren in einer benutzerfreundlichen Oberfläche.

Das Monitoring umfasst standardmäßig EKG, Pulsoximetrie, nicht-invasive Blutdruckmessung und Temperaturmessung. Erweiterte Systeme können zusätzlich Kapnometrie, invasive Druckmessung und andere Parameter überwachen.

Atemwegsmanagement

Das Atemwegsmanagement ist ein zentraler Bestandteil der präklinischen Notfallversorgung. RTW sind daher mit einer umfangreichen Ausstattung für die Sicherung und Aufrechterhaltung der Atemwege ausgestattet.

Sauerstoffversorgung

Die Sauerstoffversorgung im RTW erfolgt über eine zentrale Anlage mit einem Mindestvorrat von 2000 Litern Sauerstoff. Das System muss über Druckregler, Flowmeter und verschiedene Anschlussmöglichkeiten verfügen.

Zusätzlich zur zentralen Versorgung müssen portable Sauerstoffflaschen für den Einsatz außerhalb des Fahrzeugs mitgeführt werden. Diese ermöglichen die Sauerstoffgabe bereits am Einsatzort und während des Transports zum Fahrzeug.

Absaugung

Absauganlagen im RTW müssen sowohl elektrisch als auch manuell betrieben werden können. Die elektrische Absaugung muss eine Saugleistung von mindestens 40 l/min bei einem Unterdruck von 400 mbar erreichen.

Für verschiedene Anwendungen stehen unterschiedliche Absaugkatheter zur Verfügung: von feinen Kathetern für die endotracheale Absaugung bis hin zu großlumigen Kathetern für die Absaugung von Erbrochenem oder Blut.

Ausrüstung Spezifikation Anwendung
Laryngoskop Verschiedene Spatelgrößen Intubation
Endotrachealtuben Größen 6,0-9,0 mm Atemwegssicherung
Larynxmaske Verschiedene Größen Alternative Atemwegssicherung
Koniotomie-Set Chirurgisch/Punktions- Notfall-Atemweg
Beatmungsbeutel Erwachsene/Kinder Manuelle Beatmung

Medikamentenausstattung

Die Medikamentenausstattung eines RTW umfasst Notfallmedikamente für die häufigsten lebensbedrohlichen Situationen. Die Auswahl und Dosierung der Medikamente orientiert sich an den aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften.

Reanimationsmedikamente

Für die Reanimation stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die je nach Rhythmus und Situation eingesetzt werden. Adrenalin ist das wichtigste Medikament bei der Reanimation und muss in ausreichender Menge vorrätig sein.

Kardiovaskuläre Medikamente

Adrenalin: Reanimation, Anaphylaxie

Amiodaron: Herzrhythmusstörungen

Atropin: Bradykardie

Nitroglycerin: Angina pectoris

Metoprolol: Hypertensive Krise

Analgetika und Sedativa

Morphin: Starke Schmerzen

Fentanyl: Schnelle Analgesie

Midazolam: Sedierung, Krampfanfälle

Ketamin: Analgesie, Narkose

Diazepam: Status epilepticus

Lagerung und Überwachung

Alle Medikamente müssen in einem verschließbaren, temperierten Medikamentenschrank gelagert werden. Die Temperatur muss kontinuierlich überwacht und dokumentiert werden. Betäubungsmittel unterliegen besonderen Sicherheitsbestimmungen und müssen in einem separaten, doppelt gesicherten Tresor aufbewahrt werden.

Die Verfallsdaten aller Medikamente müssen regelmäßig kontrolliert werden. Viele RTW verwenden heute elektronische Systeme, die automatisch vor ablaufenden Medikamenten warnen und die Bestandsführung erleichtern.

Immobilisation und Transport

Für die sichere Immobilisation und den Transport von Patienten verfügt der RTW über verschiedene Hilfsmittel. Diese müssen so konstruiert sein, dass sie auch bei einem Unfall die Sicherheit des Patienten gewährleisten.

Krankentragen und Transportmittel

Die Hauptkrankentrage im RTW muss höhenverstellbar sein und über ein sicheres Befestigungssystem verfügen. Sie muss Belastungen von bis zu 10g standhalten können, wie sie bei einem Unfall auftreten können.

Zusätzlich zur Haupttrage müssen verschiedene Spezialtragen mitgeführt werden: Schaufeltrage für die schonende Umlagerung, Spineboard für die Wirbelsäulenimmobilisation und Tragestuhl für den Transport in engen Räumen.

Transportmittel Eigenschaften Hauptanwendung
Hauptkrankentrage Höhenverstellbar, gefedert Haupttransportmittel
Schaufeltrage Teilbar, röntgendurchlässig Schonende Umlagerung
Spineboard Starr, mit Gurtsystem Wirbelsäulenimmobilisation
Tragestuhl Zusammenklappbar Enge Räume, Treppen
Vakuummatratze Formbar, immobilisierend Ganzkörperimmobilisation

Immobilisationsmaterial

Für die Immobilisation von Verletzungen stehen verschiedene Schienen und Hilfsmittel zur Verfügung. Vakuumschienen haben sich als besonders vielseitig erwiesen, da sie sich jeder Körperform anpassen und eine stabile Immobilisation ermöglichen.

Halskrausen in verschiedenen Größen sind für die Immobilisation der Halswirbelsäule unerlässlich. Sie müssen so konstruiert sein, dass sie die Bewegung der Halswirbelsäule effektiv einschränken, ohne die Atmung oder die Blutzirkulation zu beeinträchtigen.

Hygiene und Infektionsschutz

Hygiene und Infektionsschutz haben im RTW eine besondere Bedeutung, da das Personal und die Patienten vor Infektionen geschützt werden müssen. Die Ausstattung umfasst sowohl persönliche Schutzausrüstung als auch Desinfektionsmittel und Reinigungsgeräte.

Persönliche Schutzausrüstung

Die persönliche Schutzausrüstung (PSA) muss für verschiedene Gefährdungen ausgelegt sein. Dazu gehören Einmalhandschuhe, Schutzbrillen, Atemschutzmasken und Schutzkleidung für den Umgang mit infektiösen Patienten oder gefährlichen Stoffen.

Besondere Bedeutung haben Atemschutzmasken verschiedener Schutzklassen. FFP2-Masken sind Standard für den Umgang mit Patienten mit Atemwegsinfektionen, während FFP3-Masken bei hochinfektiösen Erkrankungen wie Tuberkulose erforderlich sind.

Desinfektion und Reinigung

Für die Desinfektion stehen verschiedene Mittel zur Verfügung: Händedesinfektionsmittel, Flächendesinfektionsmittel und Instrumentendesinfektionsmittel. Alle Mittel müssen für den medizinischen Bereich zugelassen und gegen die relevanten Erreger wirksam sein.

Nach jedem Einsatz müssen alle Oberflächen im Patientenraum desinfiziert werden. Bei Einsätzen mit infektiösen Patienten ist eine Schlussdesinfektion des gesamten Fahrzeugs erforderlich.

Wartung und Qualitätssicherung

Die medizinische Ausstattung im RTW unterliegt strengen Wartungs- und Prüfpflichten. Diese sind in der Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) und den Herstellervorgaben definiert.

Sicherheitstechnische Kontrollen

Alle elektrischen medizinischen Geräte müssen regelmäßig sicherheitstechnischen Kontrollen (STK) unterzogen werden. Diese Prüfungen umfassen die elektrische Sicherheit, die Funktionssicherheit und die Einhaltung der Grenzwerte für elektromagnetische Verträglichkeit.

Die Prüffristen richten sich nach der Geräteklasse und der Nutzungsintensität. Lebenserhaltende Geräte wie Defibrillatoren und Beatmungsgeräte müssen alle 12 Monate geprüft werden, andere Geräte alle 24 Monate.

Kalibrierung und Justierung

Messgeräte wie Blutdruckmessgeräte, Pulsoximeter und Thermometer müssen regelmäßig kalibriert werden, um die Messgenauigkeit zu gewährleisten. Die Kalibrierung muss von akkreditierten Prüflaboratorien durchgeführt werden.

Viele moderne Geräte verfügen über Selbsttestfunktionen, die täglich oder vor jedem Einsatz durchgeführt werden können. Diese Tests prüfen die grundlegenden Funktionen und warnen vor Fehlern oder Ausfällen.